Unterwegs in der Gruppe

Das Fahren in der Gruppe ist ein ganz besonderes Erlebnis, birgt allerdings auch Risiken, die bei Solofahrten oder Fahrten zu zweit weniger auftreten. Ride safe and secure!

Vorwort

Das Fahren in der Gruppe ist ein ganz besonderes Erlebnis, birgt allerdings auch Risiken, die bei Solofahrten oder Fahrten zu zweit weniger auftreten.

Diese Sammlung soll Dir ohne Anspruch auf Vollständigeit oder Allgemeingültigkeit, leicht verständlich die grundsätzlichen Regeln und Gepflogenheiten bei Fahrten mit der Gruppe näher bringen.

Ich habe versucht, gängige Beispiele und Quellen zusammenzufügen und nachvollziehbar sowie einheitlich zu veranschaulichen.

Da uns alle dieses Hobby verbindet, stimme ich der nicht-kommerziellen Verbreitung dieser Sammlung als Link selbstverständlich zu – einzelne Auszüge oder die Verwendung der Videos/Gifs in eigenen Sammlungen oder Dokumenten bedürfen der vorherigen Genehmigung.

 

Begrifflichkeiten

Road-Captain (oder auch Tour-Guide, Road-Guide)
Fährt an der Spitze der Kolonne, kennt die Strecke, teilt Streckenposten|Marshalls ein oder delegiert an Guides.

Guide
Vom Road-Captain eingeteilte Fahrer zur Übernahme bestimmter Aufgaben, wie z. B. Sicherungsfahrer
 oder kann zur Einteilung der Streckenposten|Marshalls als 2. Mann hinter dem Road-Captain bleiben.

Streckenposten | Marshall (oder Wegeposten)
Bleibt nach Einteilung an Kreuzungen/Einmündungen/Abzweigungen stehen und weißt der Gruppe durch eindeutige Handzeichen den Weg. Der Streckenposten bleibt immer abfahrbereit.

Sicherungsfahrer (oder Lumpensammler, Schlussfahrer)
Fährt am Ende der Kolonne, kennt die Route, sammelt Streckenposten ein. Führt die Kolonne bei Gruppenabriss bis zum nächsten Treffpunkt.

Blocker
Bleiben nach Einteilung an Kreuzungen/Einmündungen/Abzweigungen stehen und stoppen den querenden Verkehr, so dass die Kolonne geschlossen passieren kann.
ACHTUNG
:
Blocken stellt einen regelnden Eingriff in den Straßenverkehr dar und ist grundsätzlich verboten, sofern die Gruppenfahrt nicht angemeldet ist und über Sonderrechte verfügt.

Da dieser Begriff aber immer wieder auftaucht und verschiedene Ausfahrgruppen das Blocken nutzen, soll er aus Gründen der Vollständigkeit kurz erklärt werden. Vor allem aber ist es wichtig, den Unterschied zwischen einem Blocker und einem Streckenposten zu kennen, um Störungen der Ausfahrt zu vermeiden.
 

So vielfältig wie unsere Maschinen, sind auch die verwendeten Begriffe bei den Gruppenfahrten. Dies hier stellt nur eine Auswahl der am meisten genannten Bezeichnungen dar. Sinnvolle Ergänzungen können gerne über den Kontaktlink am Ende der Seite zugesendet werden.

Vor der Fahrt

GIVE RESPECT to GET RESPECT!

Du möchtest mit einer Gruppe fahren?
Dann gilt es bereits vor der Fahrt, gewisse Grundregeln zu beachten – sowohl für dich, als auch für den Road-Captain und die Guides.

Die Zeit vor der Abfahrt ist so wichtig wie die Reise selbst! Deshalb die Checkliste:

  • Pünktlich am Treffpunkt erscheinen
  • Motorrad ist vollgetankt
  • Motorrad ist technisch in Ordnung
  • Bekanntgabe der Route
  • Reichweite einer Tankfüllung besprechen
  • Besprechung der Pausen und Tankstopps
  • Kontaktdaten des Road-Captains und der Sicherungsfahrer bekanntgeben
  • Einteilung der Gruppe
  • Gruppenfahrmodus (er)klären

Einteilen der Gruppe

Diese Einteilung sollte bei Gruppen mit mehr als 5 Motorrädern vorgenommen werden!

  • Der Road-Captain führt die Kolonne an
  • Ungeübte Fahrer reihen sich hinter dem Road-Captain ein
  • Je gübter und sicherer die Fahrer sind, umso weiter hinten reihen sie sich ein
  • Ein erfahrener Guide schließt als Sicherungsfahrer die Kette ab
  • Der Road-Captain kann das Tempo entsprechend anpassen,
    Anfänger/ungeübte Fahrer(innen) fühlen sich somit sicherer und fahren nicht die ganze Zeit „am Limit“.

Diese Reihenfolge muss während der gesamten Fahrt beibehalten werden.
In der Gruppe wird NICHT überholt!

Versetztes Fahren

Lassen Straßenbreite und Fahrbahn es zu, sollte unbedingt versetzt gefahren werden. So bleibt die Gruppe auch bei ausreichendem Sicherheitsabstand geschlossen und kurz. Vor Kurven/Engstellen wird die Zweierreihe aufgelöst und jeder fährt auf seiner Sicherheitslinie.

Anhalten

Machen Ampeln, Staus, Kreuzungen, usw. ein Anhalten erforderlich, schließen die Motorräder in Zweierreihe zueinander auf und halten den Abstand zum vorderen Motorrad möglichst gering. So kommen bei der Weiterfahrt möglichst viele Mitfahrende über die Ampel, Kreuzung, etc.

Lücken schließen

Verlässt ein Fahrer/eine Fahrerin die Formation (Streckenposten, Marshall, Feierabend), füllt die betroffene Bahn die Lücke von hinten nach vorne auf der gleichen Spur auf. ACHTUNG: Lücken quer zu schließen führt zu Unfallgefahr und Unruhe in der Gruppe, da alle ihre Position ändern müssen, um das versetze Fahren beizubehalten.

Fahrmodus – Das System der Gruppenfahrt

Je nach Gruppengröße ist der Einsatz von Streckenposten notwendig, bietet er doch einige Vorteile:

  • Orientierung für nachfolgende Motorräder.
  • Keine regelnder Eingriff in den Straßenverkehr und somit legal.
  • Wahrnehmung der Gruppe durch andere Verkehrsteilnehmer wird verstärkt.
  • Bei Gruppenabriss ist der weitere Streckenverlauf klar signalisiert. 

Das Marshall-System

Das Marshall-System bietet größeren Fahrgruppen den Vorteil, dass ohne regelnde Eingriffe in den Straßenverkehr Orientierungspunkte für die Gruppe gesetzt werden können und auch bei Lücken/Gruppenabriss der weitere Streckenverlauf klar signalisiert ist.

Grundsätzlich:

  • Wo kein Marshall steht, wird immer geradeaus weitergefahren
  • Nur Roadcaptain oder Guide weisen Marshall Positionen zu
  • Marshall wartet in jedem Fall auf den Sicherungsfahrer (gelbe Weste)

Der Road-Captain oder eingeteilte Guide positioniert an Kreuzungen, Kreisverkehren oder Einmündungen den direkt hinter sich befindlichen Fahrer, um der folgenden Gruppe den weiteren Streckenverlauf anzuzeigen.

Der Marshall stellt sich so auf, dass er von der Gruppe gut gesehen wird, die Vorbeifahrt aber nicht gefährdet. Andere Verkehrsteilnehmer dürfen nicht behindert werden, oder zur Gefahr für den Marshall werden.

Der weitere Streckenverlauf ist mit eindeutigen Handzeichen anzuzeigen:

  • Ausgestreckter Arm in Fahrtrichtung
  • Winken in Fahrtrichtung
  • Zusätzlich kann der Blinker am Fahrzeug gesetzt werden.
  • Der Marshall bleibt immer abfahrbereit!

Durch Ampelstopps, Pannen, querende Vorfahrtsstraßen und andere Umstände, kann es zu einem Gruppenabriss oder größeren Lücken kommen.

Hier muss der Marshall immer warten, bis die restliche Gruppe nachfolgt.
Nicht selbständig abfahren!

    Der Marshall reiht sich erst wieder in die Gruppe
    ein, wenn der Sicherungsfahrer auftaucht und entsprechendes Signal zur Weiterfahrt gibt.

    In jedem Fall reiht sich der Marshall vor dem Sicherungsfahrer ein.
    Der l
    etzte Mitfahrende ist immer der Sicherungsfahrer!

      Festes oder rollierendes System?

      Grundsätzlich befinden sich die einzuteilenden Streckenposten direkt hinter dem Road-Captain. Wie die Streckenposten nach dem Passieren der „Gefahrstelle“ weiter eingesetzt werden, beschreiben die beiden folgenden Systeme:

      Festes System
      Sind alle Fahrer an den Streckenposten vorbei gefahren und der Sicherungsfahrer ist als letzter Mann klar erkennbar (oder gibt entsprechend Zeichen), wird die Position aufgelöst und die Streckenposten reihen sich wieder HINTER DEM ROAD-CAPTAIN ein.

      Hierzu muss die komplette Gruppe überholt werden – diese muss für diesen Vorgang den nötigen Raum schaffen. Dieses System verlangt nach erfahrenen und sicheren Fahrern und birgt durch den Überholvorgang gewisse Risiken.

      Rollierendes System
      Sind alle Fahrer an den Streckenposten vorbei gefahren und der Sicherungsfahrer ist als letzter Mann klar erkennbar (oder gibt entsprechend Zeichen), wird die Situation aufgelöst und die Streckenposten reihen sich direkt VOR DEM SICHERUNGSFAHRER ein.

      Die sich nun hinter dem Road-Captain befindlichen Fahrer sind automatisch neue Streckenposten. So wird – in Abhängigkeit der Streckenlänge und Notwendigkeit eines Einsatzes – jeder aus der Gruppe einmal zum Streckenposten. Gefährliche Überholmanöver bleiben aus und die Gruppe bleibt aufmerksam, da sich durch den Positionswechsel auch der Anspruch an die Fahrweise immer wieder ändert.

      Dieses System wird zum Teil auch als „Belgischer Kreisel“ bezeichnet – auch wenn dieser Begriff eher im Rad-Renn-Sport Anwendung findet.

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